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Woraus besteht diese Welt? - Wie weit können wir unseren Sinneseindrücken vertrauen?


Inspiriert durch einen Vortrag von Deepak Chopra aus dem Jahr 1991.


Perspektivwechsel, oder: Ich glaube nur, was ich sehe.

Morgens im Osten am Horizont sehen unsere Augen die Sonne als zweidimensionale helle Scheibe "aufsteigen", dann quer über den Himmel ziehen, um abends im Westen "unterzugehen". 

Eine völlig andere, nämlich dreidimensionale Perspektive bietet sich bekanntlich einem fiktiven, von oben auf das Sonnensystem schauenden Astronauten. Dieser erkennt, wie sich unsere Erde mit mehr als 1.000 Kilometern pro Stunde um sich selbst dreht und gleichzeitig mit 107.000 km/h auf ihrer Umlaufbahn um die Sonne rast. 

Ist es nicht merkwürdig, dass wir Menschen dennoch das Gefühl haben, als stünden wir mit unseren Beinen auf festem, unverrückbarem Boden?

 

Frühkindliche Festlegung (PCC)

An der Harvard Medical School führten Wissenschaftler ein Experiment durch; sie ließen eine Gruppe junger Kätzchen in einem Raum aufwachsen, in dem es nur horizontale Streifen gab, alle visuellen Reize waren horizontal. Eine andere Gruppe war in einem Raum mit rein vertikalen visuellen Reizen. Als ausgewachsene Katzen konnte die eine Gruppe nur eine horizontale, die andere nur eine vertikale Welt sehen, ihnen fehlten die interneuronalen Verbindungen für die Wahrnehmung einer vertikalen bzw. horizontalen Welt. In anderen Worten, die ersten Sinneseindrücke dieser Kätzchen hatten ihr neuronales System so programmiert, dass schließlich ein Nervensystem entstand, das die einmal gemachten Erfahrungen immer wieder bestätigte und verstärkte.

Das obige Phänomen bezeichnen die Psychologen als Premature Cognitive Commitment (PCC), was so viel bedeutet wie: auf frühkindlicher Sinneserfahrung beruhende Festlegung. Frühkindlich, da es in einem prägenden, biopsychologischen Stadium geschieht; kognitiv, da es die Sinne programmiert, und Festlegung, da es uns in einer bestimmten Realität fixiert. Wir werden eingesperrt in dieser Realität, wir werden dazu konditioniert, in dieser Realität zu leben.

Von diesen Experimenten gibt es viele Variationen, das heißt, diese PCC gibt es in allen Gattungen. Wir können ein einfaches Experiment machen, mit Fliegen, die man in einen Topf sperrt, von dem man nach einiger Zeit den Deckel entfernt. Die meisten Fliegen – ausgenommen einige Pioniere – werden den Topf nicht verlassen können, auch wenn er nun offen ist, denn infolge ihrer ursprünglichen Sinneserfahrung erwarben sie ein PCC, demzufolge ihr Universum oben begrenzt ist.

Elefanten werden in Indien trainiert, indem man junge Tiere mit schweren Eisenketten an mächtige Bäume bindet. Nach und nach reduziert man die Stärke der Eisenketten; schließlich lassen sich die Elefanten, inzwischen ausgewachsene große Tiere, mit einem dünnen Seil an Äste anbinden, die nicht dicker als ein Weihnachtsbaum sind. Der Elefant ist nicht in der Lage zu entkommen, denn er hat eine Programmierung in seinem Gehirn, die ihn glauben macht, er sei in einem Gefängnis, seine Ketten seien nicht zu zerreißen.

In dieser Weise könnten wir fortfahren mit vielen weiteren Beispielen, die zeigen, wie unsere Sinneserfahrung in der Tat strukturiert wird, und zwar so, dass sie sogar die Anatomie und Physiologie unseres Nervensystems formt. Demzufolge dient unser Nervensystem letztlich nur einem Zweck: der Wiederholung und Festigung dessen, was nun zu einem Glaubenssystem geworden ist.

Die Redewendung: Ich glaube nur, was ich sehe, ist daher überhaupt keine physiologische Tatsache. Genau das Gegenteil ist wahr: Wir sehen (erfahren) nur, was unserer ursprünglichen Konditionierung entspricht. 

Somit stellt sich die folgende Frage: Was ist die Welt wirklich, wie sieht sie in Wirklichkeit aus, was ist ihre wahre Beschaffenheit? Die Antwort lautet: Es kommt ganz darauf an, wer sie anschaut und mit welchem Sinnesapparat wir sie betrachten.

Die Augenzellen einer Honigbiene etwa können Licht in der für Sie und mich normalen Wellenlänge nicht wahrnehmen, dafür jedoch ultraviolettes Licht. Wenn eine Honigbiene von weitem eine Blume sieht, dann nimmt sie nur die Blüte wahr, nicht aber die Blume. Eine Schlange würde von derselben Blume nur die infrarote Strahlung erkennen, eine Fledermaus das Ultraschall-Echo.

 

Erst unsere Augen und unser Gehirn geben den Gegenständen dieser Welt Farbe

Der Neurophysiologe und Nobelpreisträger Sir John Eckles machte folgende Aussage: In Wirklichkeit gibt es keine Farben, keine Stoffe, keine Gerüche, weder Schönheit noch Hässlichkeit. Es gibt da draußen nur pure Energiesuppe. Es ist eine im Grund genommen formlose, undefinierbare, fließende Quantensuppe, aus der wir im Akt der Wahrnehmung in unserem Bewusstsein die stoffliche Welt konstruieren. Diese stoffliche Welt da draußen ist ein Feld unendlicher Möglichkeiten, das wir im Prozess der Wahrnehmung zu unserer vertrauten stofflichen Realität machen, sozusagen kristallisieren.
Und in unserem gewöhnlichen Bewusstseinszustand können wir die wahre Beschaffenheit der Wirklichkeit nie erfahren, denn wir versuchen das Ganze anhand einzelner, bruchstückhafter Sinneswahrnehmungen zu verstehen. Wir einigen uns mehr oder weniger über unsere subjektiven Eindrücke und nennen das dann objektive Wissenschaft. Es ist zwar nichts Objektives daran, aber wir denken es uns so! Wir nehmen an, dass der menschliche Körper aus Molekülen besteht, aus Materieteilchen, die aus irgendeinem unerfindlichen Grund herumschwirren, und dann ein Folge-Phänomen erzeugen, das wir Bewusstsein nennen. Das heißt, unsere Gedanken, Gefühle und Wünsche beruhen auf umher schwirrenden Molekülen. Alles ein Tanz der Moleküle?

Symptom- statt Ursachenbehandlung

Aufgrund eben dieser materialistischen Sichtweise, die den menschlichen Körper wie eine Maschine behandelt, entstand ein dementsprechender therapeutischer Ansatz. Das Resultat sind die heutigen Pharmazeutika. Wenn Angstgefühle hochsteigen, nimmt man Beruhigungspillen, hat man zu hohen Cholesterinspiegel, dann nimmt man Statine, diese senken den "schädlichen" LDL-Anteil im Blutfett, doch nach der eigentlichen Ursache des Problems wird nicht gefragt.

Dies alles sind die Zauberkügelchen unseres gegenwärtigen medizinischen Systems, doch sie funktionieren nur eingeschränkt. Es sind hauptsächlich Symptombehandlungen. Entweder verschleiern sie die Krankheitssymptome oder sie wirken auf den Krankheitsmechanismus irgendwie ein, während der zugrundeliegende Prozess weitergeht. Der Krankheitsmechanismus ist nicht dasselbe wie der Ursprung einer Krankheit. Dieser hat zu tun mit den elementaren Lebensprozessen wie Atmen, Essen oder Verdauen sowie den Vorgängen im Bewusstsein, das sich durch eben diese Lebensprozesse ausdrückt. 

Wir können auf den Krankheitsmechanismus korrigierend einwirken, aber dann findet die Krankheit eben eine andere Art sich bemerkbar zu machen. Wenn wir beispielsweise die Vermehrung von Bakterien hemmen, züchten wir dadurch letztlich Antibiotika-resistente Organismen und riskieren, solche bei einem Krankenhausaufenthalt einzufangen. 

Vor einigen Jahren kam bei einer Studie der California Medical Association heraus, dass in den Vereinigten Staaten jährlich über 100.000 Personen wegen Antibiotika-resistenten Organismen sterben, mit denen sie bei einem Krankenhausaufenthalt infiziert wurden.
Was ist heute die häufigste Ursache für Drogenabhängigkeit? Es ist nicht der Stoff, den die Drogenbosse produzieren, sondern das, was die Ärzte ganz legal verordnen. Gemäß einer Schätzung leiden 36 % der Patienten in unseren Krankenhäusern an einer sogenannten akrogenischen Krankheit, eine direkte Folge von biotechnischen medizinischen Interventionen. Der Besuch beim Arzt als Krankheitsursache?
In den USA und in Großbritannien nehmen 80 % aller Menschen täglich ein ärztlich verschriebenes Medikament ein. Und trotz der Tatsache, dass in den vergangenen drei Jahrzehnten mehr Personen in der Krebsforschung tätig waren, als es Krebskranke gab, nimmt die Anzahl der Krebsfälle nicht ab. Es muss also etwas falsch sein am Modell. Nicht dass biotechnisches medizinisches Eingreifen überhaupt nutzlos wäre, nein, es ist überaus nützlich in akuten Fällen. Aber was die Häufigkeit des Auftretens von Krankheiten oder die Sterblichkeitsrate bei Krankheiten in Bezug auf eine gegebene Bevölkerung betrifft, erreichen wir mit der heute praktizierten Medizin nicht sehr viel, wir verändern nur die Art, wie Krankheit in Erscheinung tritt. Degenerative oder geistige Störungen wie Alzheimer, Krankheiten der Herzkranzgefäße, Krebs und verschiedene andere chronische Krankheiten sind weiter verbreitet denn je.


Einige Atome in dir waren bereits im Körper von Leonardo da Vinci

Der menschliche Körper ist ständig im Wandel und, wie es der griechische Philosoph Heraklit ausdrückte, insofern mit einem Fluss vergleichbar. Wenn Sie den Fluss betrachten, dann sieht der zu verschiedenen Zeiten immer gleich aus, obwohl er in der Tat jedes Mal neu ist. Heraklit sagte, du kannst nicht zweimal in denselben Fluss steigen.
Ein Fluss ist ein klassisches Beispiel für das, was die indischen Rishis als Maya, Illusion, bezeichnen. Er verschafft dir die Illusion von Nicht-Veränderung, wo doch laufend anderes, neues Wasser fließt. Wie bei einem Fluss wird in jeder Sekunde unserer Existenz der Körper erneuert. Wir wechseln ihn leichter und spontaner, als unsere Kleider. Mit einem einzigen Atemzug nehmen wir 10 hoch 22 Atome unseres Universums auf, das ist eine Zahl mit 22 Nullen. Diese beträchtliche Menge Rohmaterial aus dem Universum verteilt sich bis in die hintersten Ecken und Winkel unseres Körpers, bis in die Gehirnzellen, Herzzellen, Nierenzellen. Beim Ausatmen stoßen wir 10 hoch 22 Atome aus, welche aus jedem Teil unseres Körpers kommen. Das heißt, dass wir buchstäblich Teile unseres Herzens und unseres Gehirns und unseres Nierengewebes usw. ausatmen, und so gesehen teilen wir miteinander andauernd und in intimer Weise unsere Organe – buchstäblich! Das ist nicht bildlich gesprochen, wir teilen miteinander im wahrsten Sinne des Wortes andauernd und in intimer Weise unsere Organe.
Der amerikanische Dichter Walt Whitman sagte: Jedes zu dir gehörende Atom gehört auch zu mir. Das ist ganz wörtlich gemeint. Untersuchungen des menschlichen Körpers mittels radioaktiver Isotopen und gestützt auf mathematische Berechnungen haben zweifelsfrei ergeben, dass jetzt, gerade jetzt, in deinem physischen Körper eine Million Atome zu finden sind, die einst im Körper von Leonardo da Vinci waren oder von Michelangelo! Nimm irgendeinen, der je auf diesem Planeten gelebt hat; in deinem Körper kommt Rohmaterial vor, das auch schon in dessen Körper war. Betrachten wir nur die drei letzten Wochen: eine Quadrillion Atome gingen in dieser Zeit durch unseren Körper, Atome, die früher einmal durch den Körper jeder lebenden Gattung auf diesem Planeten gingen; und innerhalb weniger als einem Jahr ersetzen wir 90 % aller Atome. Das bedeutet: Uns wächst alle sechs Wochen eine neue Leber, alle drei Monate ein neues Skelett, obwohl es so hart und solide erscheint, monatlich eine neue Haut, alle fünf Tage neue Magenwände. Sogar die Gehirnzellen aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff gab es vor einem Jahr noch nicht, und die ebenfalls auf den Rohstoffen Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff basierende DNA, welche die Erinnerungen von Jahrmillionen menschlicher Evolution speichert, entsteht und vergeht alle sechs Wochen, wie eine kurzlebige Knospe und Blüte. In weniger als sieben Jahren wird der ganze Körper, jeder Teil davon, bis zum letzten Atom ersetzt. Wer denkt "ich bin mein Körper", gerät schnell in Verlegenheit: Welcher Körper? Das diesjährige Modell ist nicht dasselbe wie das letztjährige und auch nicht wie das vom letzten Monat.  

Und doch:
Etwas davon hat sich anscheinend nicht verändert, nämlich unsere Hoffnungen, Erwartungen, Träume, Ideen, Konzepte und Meinungen. Diese hängen etwas länger herum als der physische Körper, die Gedanken haben offenbar eine etwas größere Lebenserwartung als die Moleküle. Aber auch sie ändern sich natürlich, Gedanken wie auch Gefühle kommen und gehen von Augenblick zu Augenblick; sie scheinen jedoch die physische Form des Körpers zu überleben. Hautzellen erneuern sich jeden Monat, aber sie vergessen den Unterschied zwischen heiß und kalt nicht; es entstehen neue Magenzellen alle fünf Tage, und sie sind in der Lage, Hydrochloridsäure zu produzieren; die Geschmacksknospen werden alle fünf Wochen ausgetauscht, ohne dass sie den Geschmack von Karotten vergessen. Und obwohl sich die DNA alle sechs Wochen erneuert, behält sie die Erinnerung an die ganze evolutionäre Entwicklung des Menschen. 

Also ist unser Körper nur der Ort, den unsere Erinnerungen jetzt gerade als "mein Zuhause" bezeichnen. Vielleicht ist die DNA eher ein abstraktes Bewusstseinsfeld, das als Materie in Erscheinung tritt, das sozusagen die Materie als Maske trägt. Vielleicht ist der Körper nicht eine physische Maschine, die Denken gelernt hat, vielleicht ist es gerade umgekehrt: Wir sind Intelligenz-Impulse, Gedanken, die einen physischen Körper bilden.

Ist das plausibel? Wenn wir einem Physiker die Frage stellen würden: Woraus besteht eigentlich das Universum oder ein Körper? Seine Antwort wäre: Ein Körper besteht aus Atomen und die Atome setzen sich aus Teilchen zusammen; diese sind jedoch nicht feste Objekte, sie sind nur Fluktuationen aus Energie und Information in einer großen Leere von Energie und Information.
Wenn wir den Körper mit den Augen eines Physikers anschauen, dann sehen wir eine riesige Leere, in der es ein paar verstreute Fleckchen und Pünktchen gibt und dazu einige zufällige elektrische Entladungen. Denn so ist der menschliche Körper: 99,999 Prozent davon wie auch das übrige Universum bestehen vor allem aus leerem Raum. Die Frage ist nur, was ist die wahre Natur dieses leeren Raumes? 

Die Rishis in Indien untersuchten den menschlichen Körper und nannten ihn „Chit-akash“. Akash heißt Raum, chit heißt Bewusstsein, Gewahrsein; also voller nicht-materieller Intelligenz. Die Rishis waren der Meinung, das Bewusstsein sei das Primäre und die Materie sekundär. Das Bewusstsein erzeugt, steuert, konstruiert und wird Materie, einschließlich der Materie.

Alle unsere Zellen nehmen den inneren Dialog wahr

In den vergangenen Jahren haben Wissenschaftler erstaunliche Entdeckungen gemacht und bewiesen, dass genau dies der Fall sein muss, denn es zeigte sich folgendes: Wenn wir Gedanken und Gefühle haben, dann erzeugen wir gewisse chemische Stoffe in unserem Gehirn. Mangels eines besseren Ausdrucks nannte man sie Neuro-peptide. „Neuro“, weil sie als Botenstoffe zwischen Nerven fungieren; Peptide, weil es sich dabei um proteinähnliche Moleküle handelt. Ein Hirnteil kommuniziert mit dem anderen in der sehr genauen Sprache der Neuropeptide, die wir uns als Schlüssel vorstellen können, die nur in gewisse Schlüssellöcher passen. Man hat festgestellt, dass solche Rezeptoren nicht nur im Gehirn, sondern überall im Körper vorkommen, zum Beispiel in den Immunzellen. Immunzellen beschützen uns vor Infektionen, Krebs und degenerativen Erkrankungen. Das bedeutet mit anderen Worten, dass die Immunzellen unseren inneren Dialog ständig registrieren. Wir können keinen Gedanken, kein Gefühl, keine Emotion haben, ohne dass die Immunzelle mithilfe der spezifischen Rezeptoren davon weis.


Stress lähmt Immunzellen

Diese Erkenntnis erhärtet die bereits ältere Annahme, dass die Immunzellen eines Menschen, der über eine längere Zeit hohem Stress ausgesetzt ist, weniger aktiv gegen Krebs und andere degenerative Erkrankungen vorgehen. Diese Immunzellen führen den gleichen inneren Dialog wie die Hirnzellen, nämlich: "Lasst mich in Ruhe, ich will nicht gestört werden" und unternehmen deshalb auch nichts gegen Infektionen. 

In den Immunzellen gibt es nicht nur die Rezeptoren für die Neuropeptide; sie sind auch in der Lage, die gleichen chemischen Substanzen zu produzieren wie das denkende Hirn. Diese aufsehenerregende Erkenntnis bedeutet, dass die Immunzellen denken können; ihre Gedanken sind zwar nicht linguistisch strukturiert und können sich deshalb nicht in einer klaren Sprache ausdrücken, trotzdem werden dieselben chemischen Codes produziert, wie sie das Hirn herstellt, wenn es denkt. Die Immunzelle ist also ein kleines bewusstes Wesen. Fragt man einen guten Neurobiologen nach dem Unterschied zwischen einer Immun- und einer Hirnzelle, so wird er ihn nicht nennen können, weil eine Immunzelle wie ein wanderndes Neuron aussieht und das Immunsystem wie ein wanderndes Nervensystem. Und in den letzten Jahren hat man herausgefunden, dass dies nicht nur für die Immunzellen zutrifft, sondern auch für andere Zellen. Die Magenzellen produzieren die gleichen chemischen Substanzen wie das denkende Hirn oder die Darmzellen. Wenn wir also meinen: "Mein Bauch sagt mir dieses oder jenes", so ist das durchaus wörtlich zu nehmen, weil ja der Bauch dieselben chemischen Substanzen erzeugt wie das denkende Hirn. 

Wo man auch hinschaut, findet man das gleiche Phänomen: Herzzellen, Nierenzellen, Hautzellen produzieren dieselbe chemische Substanz wie das Hirn. Wenn jemand sagt: "Mein Herz ist schwer vor Kummer", dann ist sein Herz buchstäblich mit traurigen chemischen Substanzen beladen. Wer ausruft:  "Ich könnte vor Freude springen", dessen ist Haut voll mit sehr glücklichen antidepressiven Molekülen, genannt Imipramin. Der Gehalt an Interlucent und Interferon, beides Antikrebsmittel, steigt bei Freude und Heiterkeit. Auf der anderen Seite steigt bei Angst, Furcht und Zorn der Gehalt an chemischen Substanzen wie Cortison, Adrenalin oder Noradrenalin, die das Immunsystem zerstören. 

Unser Körper ist also buchstäblich eine Ansammlung von Ideen. Das Selbst macht Interpretationen für die Zellen, indem es diese chemischen Substanzen generiert, die überall im Körper auftreten. Sie breiten sich simultan aus. Wenn du zum Beispiel den Wunsch hast, Wasser zu trinken, dann wird, sobald dieser Gedanke aufkommt, von den Hirnzellen die Substanz AT2 produziert, die dein Verhalten so beeinflusst, dass du nach Wasser Ausschau hältst. Gleichzeitig produziert ein anderer Gehirnteil, der Hypothalamus, AT2 und löst damit die Ausschüttung des Hormons ADH aus, das bewirkt, dass der Körper Wasser zurückhält, parallel produzieren deine Nierenzellen AT2 und halten Wasser zurück. Deine Herzzellen, deine Hautzellen produzieren es; mit anderen Worten, mit der einen Idee "ich brauche Wasser" breitet sich dieser Vorgang überall und gleichzeitig im ganzen Körper aus, sie ist allgegenwärtig. Während eines einzigen Augenblicks laufen sechs Trillionen Reaktionen ab, die alle aufeinander abgestimmt sind. 

Da das, was wir Geist nennen, ist in allen Zellen gleichzeitig vorhanden. Wenn wir z.B. Ruhe erfahren, dann darum, weil unser Körper Valium produziert. Dieses Valium, ein präziser Immuno-Modulator, der in allen Körperzellen gleichzeitig erzeugt wird, macht uns im Unterschied zu dem von der Pharmaindustrie verkauften Produkt nicht zu Zombies.

Der Körper emittiert Botenstoffe

Wissenschaftler haben im Menschen eine Gruppe von Hormonen nachgewiesen, die sogenannten „Pheromone“ (Informations- und Lockstoffe). Sie sind die genaue chemische Entsprechung unserer Emotionen, nur dass sie nicht auf den Körper beschränkt sind, sondern sich darüber hinaus ausdehnen. Es wurde bereits vor dieser Entdeckung mit Pheromonen experimentiert, vor allem an Tieren und Pflanzen. Dabei wurde zum Beispiel folgendes beobachtet: Geht man in einen Wald und infiziert einen Baum mit Zigeunermotten, wird der Baum sofort Informationsstoffe in die Atmosphäre freisetzen, und in ein paar Sekunden wird der ganze Wald wissen, dass da eine Zigeunermotten-Infektion droht und seine Alarmbereitschaft erhöhen. Auf diese Weise teilt ein Baum seine Wahrnehmung oder sein Wissen anderen Bäumen mit. Auch das koordinierte Benehmen von Ameisen oder Bienenvölkern wird mittels Pheromonen gesteuert.

In dieses Gebiet fällt auch das besonders grausame Experiment, das Stanford-Wissenschaftler mit Mäusen durchführten. Sie verabreichten ihnen Elektroschocks und entfernten sie nach einer Weile aus dem Labor. Dann brachten sie neue Mäuse hinein, die sofort in Panik gerieten und Cortison und Adrenalin produzierten. Sie hatten nämlich die Angst-Pheromone eingeatmet, welche die Mäuse während der Elektroschocks abgesondert hatten.
Alle Tierarten, einschließlich der Menschen, scheiden Duftstoffe aus. Diese Pheromone sind tatsächlich das genaue Ebenbild unserer Emotionen, Gefühle und Gedanken. Der Philosoph Emerson prägte den Satz: "Wer du bist, dröhnt so laut in meinen Ohren, dass ich nicht verstehe, was du sagst".

Der Geist ist folglich nicht-lokal. Er ist nicht auf das Hirn begrenzt und nicht auf den Körper; er dehnt sich aus, er ist ein nicht-lokales, überall und jederzeit existierendes Informationsfeld. Dieses Feld kann an unterschiedlichen Stellen unterschiedlich erkenntnisfähig sein; an bestimmten Stellen kann das Bewusstsein sehr umfassend sein: totale Selbst-Erkenntnis. An anderen Stellen sind dem Bewusstsein Grenzen gesetzt, aber trotzdem ist das ganze Universum ein Bewusstseins- und Erkenntnisfeld. Bewusstsein kreiert auf diese Weise nicht nur unseren menschlichen Körper, sondern auch den kosmischen Körper, den wir "unsere Umwelt" nennen. Nur wegen unserer sensorischen Wahrnehmung erleben wir uns getrennt vom kosmischen Körper.

Wie wir auf bestimmte Informationen reagieren
Schauen wir also, wie wichtig das Gesagte für uns Lebewesen ist. Bedeutet es den Unterschied zwischen Gesundheit und Krankheit, zwischen Überleben und Tod? Näheren Aufschluss hierüber gibt das Expeiment eines Wissenschaftlers namens Herbert Specter am National Institute of Health. Er injizierte einigen Mäusen die chemische Substanz Poly-A-c, die das Immunsystem stärkt; gleichzeitig ließ er sie Kampfer riechen. Nach einigen Malen stimulierten die Mäuse ihr Immunsystem automatisch, wenn sie Kampfer rochen. Er nahm eine zweite Gruppe von Mäusen, injizierte ihnen die chemische Substanz Cyclophosphamid, die das Immunsystem zerstört, und ließ sie gleichzeitig Kampfer riechen. Nach einigen Malen zerstörten die Mäuse ihr Immunsystem automatisch, wenn sie Kampfer rochen. Wir haben also zwei Gruppen Mäuse: Die eine riecht Kampfer und stimuliert das Immunsystem, die andere riecht Kampfer und zerstört das Immunsystem. Wenn man der einen Gruppe ein karzinogen verabreicht, erkrankt sie innerhalb ein paar Wochen an Krebs und stirbt daran; wenn man sie mit Pneumokokken infiziert, so stirbt sie nach ein paar Wochen an einer Lungenentzündung. Die andere Gruppe erkrankt nicht. Was macht also bei diesen Mäusen den entscheidenden Unterschied zwischen Überleben und Tod aus?
Es ist die Interpretation der Erinnerung an den Geruch von Kampfer. Noch einmal: Der entscheidende Unterschied liegt in der Interpretation der Erinnerung an den Geruch von Kampfer.
Ist dieses Forschungsergebnis für uns Menschen relevant? Es ist sogar sehr relevant, weil wir uns gleich diesen Mäusen meistens wie Pavlow ́sche Hunde verhalten, die beim Bimmeln einer Glocke anfangen zu geifern. Wir sind bestimmten Erinnerungen ausgeliefert, verknüpfen diese mit gewissen Stimuli und rufen die selben Reaktionen immer und immer wieder hervor. Wir werden die Opfer unserer Erinnerungen, und die Tragödie dabei ist, dass mein Quälgeist von heute mein Überbleibsel von gestern ist.
Wir haben schätzungsweise 60.000 Gedanken täglich. Das ist nicht weiter überraschend; was uns aber ein wenig beunruhigen könnte, ist die Tatsache, dass 95% der Gedanken, die wir heute haben, identisch sind mit denen von gestern. Wir werden also buchstäblich zu Bündeln konditionierter Reflexe, die ständig auf irgendwelche Leute und Umstände mit voraussehbaren biochemischen Reaktionen und Verhaltensmustern reagieren.

Freundliche Berührung gesundheitsfördernd
In unsrer Kultur stehen Herzerkrankungen als Todesursache an erster Stelle, und es scheint, zumindest deuten einige Experimente darauf hin, dass einfache Dinge wie Streicheln, Berühren, Liebkosen, Küssen und Sprechen den entscheidenden Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen können.
Folgendes Experiment wurde kürzlich von der Universität Miami im Journal of Pediatrics of Florida veröffentlicht. Dabei wurden Neugeborene in zwei Gruppen unterteilt. Die eine Gruppe wurde in Kinderbettchen gehalten, die mit Öffnungen versehen waren, durch die ein Forscher das Baby dreimal täglich während jeweils sechs Minuten streicheln konnte. Mann nannte das natürlich nicht streicheln, sondern Kinesthetic-Tactile-Petting-Stimulation, was frei übersetzt Streicheleinheiten verabreichen heißt, um ja das Wort "Liebe" nicht zu verwenden. Jedenfalls nahmen diejenigen Säuglinge, die dreimal täglich während fünf bis sechs Minuten Streicheleinheiten erhielten, bei gleicher Ernährung täglich 40 – 50% mehr an Gewicht zu als die anderen. Daraus folgerten die Forscher, dass es sich bei der Kinesthetisch-Tactilen-Petting-Stimulation um eine kosteneffektive Methode handle, da damit pro Behandlung dreitausend Dollar zu sparen sind und die Kinder zudem viel schneller entlassen werden können. Es gäbe unzählige weitere ähnliche Beispiele.

Vor einiger Zeit hat das Gesundheitsdepartment des Staates Massachusets eine Studie durchgeführt zu Risikofaktoren für Herzerkrankungen, die über die bisher bekannten Faktoren wie Bluthochdruck und Diabetes hinausgehen. Der Grund dafür war, dass aus Statistiken hervorgegangen war, dass die Mehrzahl der Personen, die ihren ersten Herzinfarkt zwischen dem vierzigsten und fünfzigsten Lebensjahr erleiden, keinen dieser Risikofaktoren haben. Was ergab nun diese neue Studie? Man fand heraus, dass der Risikofaktor Nummer eins für Herzerkrankungen Unzufriedenheit bei der Arbeit ist und Nummer zwei ist die innere Unzufriedenheit. Eine der erstaunlichsten Ergebnisse dieser Studie sagt aus, dass in der westlichen Welt an einem bestimmten Wochentag mehr Menschen sterben als an allen anderen Tagen. Kannst du erraten, an welchem? Jawohl, am Montag. Und um wie viel Uhr? Genau! Am Montagmorgen zwischen acht und neun Uhr sterben in unserer Zivilisation mehr Menschen an einem Herzinfarkt als zu jedem anderen Zeitpunkt. Das ist erstaunlich, verblüffend, außergewöhnlich, einzigartig – eine Leistung, die nur die menschliche Spezies vollbringen kann, denn vermutlich kennt kein anderes Tier den Unterschied zwischen Montag und Dienstag. Und was macht den Unterschied? Eine Idee, ein Begriff, eine Interpretation! 

Wir sehen, dass der Körper aus Ideen besteht. Die Frage ist nun: Wer hat diese Ideen? WER oder WAS hat diese Ideen? Wo ist dieses EINE, das diese Ideen hat? Wenn wir es im Hirn, im Körper suchen würden, wo würden wir es finden?
Walter Pennfield ist ein kanadischer Wissenschaftler, Neurologe und Nobelpreisträger. Er entfernte operativ Gehirntumore und andere Dinge, und wenn er das Gehirn geöffnet hatte, machte er eine kleine Untersuchung, indem er bestimmte Bereiche des Gehirns elektrisch stimulierte um herauszufinden, wo sich der Kontrollpunkt im Hirn befindet. In einem seiner berühmtesten Experimente stimulierte er einen bestimmten Bereich des motorischen Cortex, als sich der Arm des Patienten plötzlich nach oben zu bewegen begann. Er fragte den Patienten: "Was ist los?" und der Patient antwortete: "Mein Arm bewegt sich". Er fragte: "Bewegen Sie ihren Arm?" und der Patient antwortete: "Nein, er bewegt sich". Da sagte er: "OK, bewegen Sie jetzt Ihren Arm in die andere Richtung" und der Patient bewegte seinen Arm sofort in die andere Richtung. Ganz gleich, was Walter Pennfield auch unternahm, um den Befehlshaber zu lokalisieren, es gelang ihm nicht. Den Ort, wo der Befehl ausgeführt wird, zu finden, ist einfach, das geschieht im motorischen Cortex. Jedoch jenen Ort, der den Befehl gibt, im Hirn zu finden, ist unmöglich. Man kann die Stelle lokalisieren, wo der Befehl ausgeführt wird, aber der Befehlsgeber kann nicht gefunden werden; er ist nicht lokalisierbar. Er ist der Denker hinter dem Gedanken. Er ist das Selbst, das Ideen generiert.

Es gibt zu diesem Thema einen wunderbaren Ausspruch von Rumi, dem großen Mystiker aus dem Mittleren Osten. Er sagt: Jenseits der Idee von Gut und Böse liegt eine Wirklichkeit – dort werde ich Dich treffen. Rumi spricht also buchstäblich von diesem EINEN Feld jenseits der Gedanken. Manche Menschen gelangen zum Beispiel während der Meditation dorthin. Es gibt auch andere Methoden, bei denen eine einfache Verschiebung der Aufmerksamkeit ein Erleben der Einheit von Beobachter und Beobachtetem ermöglicht. Wenn wir nämlich diese Einheit zwischen Beobachter und Beobachtetem und den Prozess des Beobachtens erfahren, erleben wir, dass sie in Wirklichkeit ein einziges ist. Normalerweise ist das unmöglich, weil unsere Wahrnehmung durch Erinnerungen, Interpretationen und Werturteile getrübt ist. Wir können nicht mehr durch "Neugeborenenaugen" sehen.
In den Shiva-sutras, einer der ältesten Schriften der Welt, finden wir den Ausspruch: Schau die Welt mit frischen Augen an, schau einen gewöhnlichen Gegenstand an, als ob du ihn zum ersten Mal sehen würdest. Wenn wir ein Objekt wie zum ersten Mal anschauen würden, so könnten wir sehen, dass eigentlich der Beobachter beobachtet wird, dass der, der schaut, eigentlich der ist, welcher angeschaut wird. 

Mit diesem Wissen können wir jetzt die eigentliche Frage stellen: Wer sind wir? Sind wir lediglich ein Ego, eingesperrt in einen Beutel aus Haut und Knochen, oder ist da noch etwas Beständigeres und Umfassenderes? Der Rishi, der Seher, sagt: Durch die sensorische Interpretation der Umwelt seid ihr begrenzt auf euren Körper. So erst erwachsen Phänomene wie Geburt und Tod, Freude und Schmerz, Richtig und Falsch. Diese Beschränkungen können wir hinter uns lassen, sobald wir realisieren, dass wir nicht in dieser Welt sind, sondern die Welt in uns ist

Abschließend noch ein dem Schriftsteller Franz Kafka zugeschriebenes Zitat, welches in leicht abgewandelter Form auf wunderbare Weise einen einfachen Weg zur Erleuchtung beschreibt:

Du brauchst dein Zimmer nicht zu verlassen,
bleib einfach sitzen und horche.
Du brauchst nicht einmal zu horchen,
warte einfach.
Du brauchst nicht einmal zu warten,
werde einfach still -
und die Welt wird sich dir offenbaren;
sie kann gar nicht anders.


 
 
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